«Innert Sekundenbruchteilen ist's passiert: Plötzlich war da eine schwarze Scheibe – und nichts ging mehr»
Roby, der beim Kanton Luzern tätig ist, steckte mitten in seiner Arbeit – auf einmal ging nichts mehr. Körper und Geist sagten 'Stopp'. Dass er überlastet war, wurde ihm erst im Nachhinein bewusst – ebenso, dass er Warnzeichen offenbar zu lange ignoriert hatte. Sein Burnout liegt nun rund 3 Jahre zurück. Mit uns hat er seine Geschichte geteilt und zurückgeschaut. Vor allem, um andere zu sensibilisieren – und zu Offenheit zu ermutigen.
Es war kein leichter Entscheid, sich für diese Kampagne vor die Kamera zu stellen – und offen «vor allen» über das zu sprechen, was ihm passiert ist. Es braucht Mut und etwas Überwindung dazu. Roby hat sich aber dafür entschieden, seine Geschichte zu teilen. Über sein Burnout zu sprechen, das er vor rund drei Jahren erlitten hat – gefühlt «aus dem Nichts». Als wir mit ihm gesprochen – und ihn für die Filmaufnahmen getroffen hatten (das war vor knapp einem Jahr), war Roby schon seit längerem wieder zurück im «normalen Arbeitsalltag». Er konnte seinen Fall sehr klar reflektieren. Man merkte: Der Mann hat sich viele Gedanken gemacht über das, was geschehen ist. Vor allem auch: die richtigen Gedanken. Heute würde er Warnzeichen wohl schneller erkennen, die er damals ignoriert hat. Aber eben, wer ist schon vertraut mit einer Situation, die man zuvor immer nur vom Hörensagen kannte? Als Vorgesetzter in leitender Position, war ihm das Thema mentale Gesundheit natürlich bekannt, auch mit Burnouts hatte er zu tun. Nur nie selber. «Ich dachte: Sowas würde mir nie passieren. Anderen? Ja. Aber sicher nicht mir.» Bis zu jenem Tag, den er noch lebhaft in Erinnerung hat.
Sofort reagiert
Was Roby damals intuitiv richtig machte – und deshalb auch heute genauso wieder tun würde: Er hat sofort reagiert. Als er merkte, dass sein Körper und auch sein Geist auf einen Schlag «runterfuhren» und nichts mehr ging, suchte er sofort Kontakt, hat seine Vorgesetzte informiert. Innert Minuten. Direkt, unverblümt – und ohne Zögern. «Ich denke, man muss unbedingt aktiv werden in so einer Situation, und gleich Alarm schlagen. Alles andere bringt nichts – weder einem selbst noch dem Arbeitgeber noch dem privaten Umfeld.» Roby hat grosses Verständnis erfahren für seine Situation, was ihm enorm geholfen hat. Sofort hat man innerhalb seiner Abteilung und der zuständigen Dienststelle nach Massnahmen und Lösungen gesucht. Für die nächsten Tage, die nächsten Wochen – die ganze Zeit, die er brauchte, um zu kurieren und wieder richtig auf die Beine zu kommen. Vor allem hat man ihm auch den Rücken gestärkt, ihm Perspektiven aufgezeigt – den Wiedereinstieg gemeinsam gestaltet. «Mit einem klaren Ziel – aber ohne zusätzlichen Druck», wie er sich erinnert. Seine Gesundheit und seine Bedürfnisse standen dabei im Zentrum. «Ich kann jeder und jedem von euch nur nahelegen: Sprecht mit euren Vorgesetzten, wenn ihr ein gesundheitliches oder auch persönliches Thema habt, das euch belastet. Es lohnt sich.»
Wieder zurückgefunden
Für Roby hat sich letztlich alles zum Guten gewendet. Er liess sich helfen, konnte für sich selbst und dank des Case Managements des Kantons sowie externem Support wieder zurück zu alter Leistungsfähigkeit und Lebensfreude zurückfinden. «Ich wollte nie in eine Situation verfallen, in der kein Ende mehr in Sicht ist. Ich war und bin – beruflich wie privat – immer lösungsorientiert unterwegs. So bin ich auch mein Burnout damals angegangen.» Er hat Schritt für Schritt genommen, «Paket für Paket», wie er vor der Kamera erläutert. Für ihn war damals klar, dass er beruflich gerne beim Kanton bleiben würde nach seiner Genesung. Er hat sich deshalb eng mit der Dienststellenleitung ausgetauscht, schon während der Reha-Phase – und es wurden gemeinsam verschiedene Möglichkeiten eruiert. Auf dem Weg zur finalen Lösung ist er zunächst in seinen vorherigen Job zurückgekehrt. Etwas später hat ein Zufall eine Veränderung ermöglicht: Innerhalb der Dienststelle wurde eine Stelle vakant, die ideal auf seine Fähigkeiten und sein Profil passten. «Ich habe aber gemerkt, dass mir eine Veränderung wohl doch guttun würde.» So war es dann auch.
Roby arbeitet bis heute beim Kanton Luzern – und ist glücklich. Inzwischen (der Videodreh ist schon eine Weile her) hat er innerhalb seines Jobs noch zusätzliche Verantwortung übernommen, also einen weiteren beruflichen Entwicklungsschritt vollzogen. Aus seiner gesundheitlichen Leidensphase ging er gestärkt hervor. Ist aufmerksamer, auch: etwas achtsamer. «Ich weiss heute sehr genau, was ich leisten kann – und was nicht.» Auch, wann es Zeit ist, mal eine Pause einzulegen. Oder eben: Das Gespräch zu suchen.
Herzlichen Dank an Dich, lieber Roby, dass Du uns Einblicke in Deine Geschichte gewährt hast.