Wechseljahre: Ein Tabuthema, das keines sein sollte
Drei von vier Frauen verzeichnen während ihrer Wechseljahre Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und depressive Stimmung. Die Symptome können auch grosse Auswirkungen auf das Berufsleben haben.
Die Wechseljahre sind in hierzulande nach wie vor ein Tabuthema. Dies zeigt die im September 2025 veröffentlichte schweizweite Studie «MenoSupport Suisse» auf. Über zwei Drittel der rund 2300 befragten Frauen gaben an, dass darüber am Arbeitsplatz selten oder nie gesprochen werde.
Dabei hätte das Thema mehr Aufmerksamkeit verdient. Denn eine Mehrheit der arbeitstätigen Frauen fühlt sich während der Wechseljahre vom Arbeitgeber zu wenig unterstützt. Und die Phase, während der der weibliche Körper durch grosse Veränderungen geht, bringt oft Beschwerden mit sich: Schlafstörungen, Erschöpfung, Reizbarkeit, depressive Verstimmung sowie Hitzewallungen gehören zu den meistgenannten Symptomen während der Wechseljahre.
«Ich bin sehr dünnhäutig»
Dass sich diese auf die Arbeitsfähigkeit auswirken, liegt auf der Hand. Eine Studienteilnehmerin sagte: «Ich bin sehr dünnhäutig und jeweils sehr nahe an den Tränen.» Eine andere berichtete: «Migräne ‹knockt› mich alle 10 bis 15 Tage für mindestens einen halben Tag aus.»
Gut ein Viertel der Befragten, welche über 55-jährig sind, gab an, wegen der Symptome das Arbeitspensum reduziert zu haben. 15 Prozent wechselten gar die Stelle oder gingen vorzeitig in den Ruhestand. In einer Umfrage in Grossbritannien berichteten 45 Prozent der befragten Frauen davon, dass sich die Beschwerden negativ auf ihre Arbeitsleistung auswirken.
Deswegen sind Unterstützungsangebote wichtig. Die Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten, ist der meistgehegte Wunsch von betroffenen Frauen. Flexible Arbeitszeitmodelle und flexible Gestaltung der Arbeitskleidung liegen auf Platz zwei und drei. Zudem ist eine Sensibilisierung für das Thema bei Vorgesetzten sowie eine offene Kommunikation dazu gewünscht.
Es gibt auch physische Möglichkeiten, um die Beschwerden zu lindern: Ruheräume, Menopause-Cafés oder höhenverstellbare Pulte nannten die Teilnehmerinnen als mögliche Hilfen.
Britische Unternehmen unterstützen Betroffene
Die Ergebnisse zeigen: Beim Thema Wechseljahre gibt es grossen Handlungsbedarf. Ein Vorbild könnten ausländische Unternehmen sein. In Grossbritannien haben 25 Prozent der Unternehmen eine «Menopause Policy» eingeführt, welche Unterstützungsmassnahmen für betroffene Mitarbeiterinnen umfasst. Grosse Firmen wie HSBC, Unilever und Tesco verpflichten sich zur Förderung einer wechseljahrefreundlichen Arbeitskultur.
Sie wollen die Betroffenen unterstützen und angesichts des Fachkräftemangels unter anderem den vorzeitigen Ausstieg qualifizierter Frauen aus dem Arbeitsmarkt verhindern. Weg vom Tabu, hin zu einer unterstützenden Personalpolitik.
Das geschieht in den Wechseljahren
Die Wechseljahre beginnen schleichend und machen sich durch Veränderungen im Menstruationszyklus bemerkbar. Bei den meisten Frauen beginnen sie im Alter zwischen 45 und 55 Jahren und dauern durchschnittlich acht Jahre. Während dieser Zeit geht der Vorrat an Eizellen in den Eierstöcken im weiblichen Körper endgültig zur Neige. Deswegen nimmt auch die Produktion verschiedener Hormone, etwa Östrogen, ab. Schliesslich kommt es zur Menopause. Sie ist definiert als die letzte Regelblutung im Leben einer Frau.
Manche Frauen haben keine oder nur leichte Wechseljahresbeschwerden. Bei anderen treten verschiedene Symptome auf: Beispielsweise Hitzewallungen, nächtliche Schweissausbrüche, Schlafstörungen, Gelenk- und Muskelbeschwerden, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Stimmungsschwankungen.